Sprengung "Langer Ernst" in Trieben
18.10.2025 11:20 - LI - Trieben
Der „Lange Ernst“ ist Geschichte – Spektakuläre Sprengung in Trieben
Trieben, 18. Oktober 2025 – Pünktlich am späten Vormittag fiel heute eines der markantesten Bauwerke der Obersteiermark: Der „Lange Ernst“, ein 145 Meter hoher Industrieschlot aus dem Jahr 1975, wurde im Zuge einer kontrollierten Sprengung zu Boden gebracht. Hunderte Schaulustige verfolgten das Spektakel aus sicherer Entfernung – mit gemischten Gefühlen zwischen Wehmut und Neugier.
Ein Wahrzeichen fällt
Der weithin sichtbare Schlot gehörte einst zum Magnesitwerk Trieben, später Teil des internationalen Feuerfestkonzerns RHI Magnesita. Über Jahrzehnte prägte der „Lange Ernst“ nicht nur das Stadtbild, sondern auch das wirtschaftliche Leben der Region. Mit der Stilllegung der Produktion wurde der Turm zur stummen Erinnerung an die industrielle Vergangenheit Triebens – und nun endgültig zur Geschichte.
Minutiöse Vorbereitung, präzise Umsetzung
Die Sprengung wurde über Monate hinweg vorbereitet. Spezialisierte Techniker bohrten über 150 Löcher in das Fundament des Turms, um den Sprengstoff gezielt zu platzieren. Rund 27 Kilogramm Sprengmittel kamen zum Einsatz. Damit der Schlot in die exakt vorgesehene Richtung fiel – zwischen Bundesstraße B113 und der Bahnlinie – wurde ein sogenanntes „Fallgelenk“ konstruiert. Der Ablauf erinnerte mehr an eine präzise Operation als an rohe Zerstörung.
Um Punkt 11:27 Uhr ertönte das Signal. Kurz darauf kippte der Betonriese langsam zur Seite, sackte ein und krachte in einer dichten Staubwolke auf das vorbereitete Fallbett. Die Sprengung verlief exakt nach Plan, ohne Zwischenfälle und ohne größere Schäden an umliegender Infrastruktur. Der Bahn- und Straßenverkehr war zuvor vollständig gesperrt worden, ebenso wurde ein Sperrkreis um das Gelände gezogen.
Sicherheit und Rücksicht im Vordergrund
Großer Wert wurde auf Sicherheit gelegt: Mehrere Häuser im Nahbereich wurden evakuiert, Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte waren vor Ort, um die Lage abzusichern. Staubbindesysteme mit Wassernebel sorgten dafür, dass sich die Staubentwicklung in Grenzen hielt – der erwartete „Betonregen“ blieb weitgehend aus.
Gemischte Gefühle bei der Bevölkerung
Viele Triebenerinnen und Triebener beobachteten die Sprengung mit einem Kloß im Hals. „Ich bin damit aufgewachsen – für mich war das immer ‚unser Schlot‘“, sagte eine ältere Besucherin. Ein anderer Anrainer zeigte sich erleichtert: „Es war Zeit, dass hier etwas Neues entsteht. Der Turm war zwar beeindruckend, aber auch ein Mahnmal des Stillstands.“
Blick nach vorne
Die Stadt Trieben plant, das frei gewordene Gelände für wirtschaftliche Neuentwicklungen zu nutzen. Bürgermeister Helmut Gassner sprach nach der Sprengung von einer „Chance für den strukturellen Neustart“. Durch die gute Anbindung an Bahn und Straße sei das Areal ideal für künftige Investoren – erste Gespräche würden bereits laufen.
Mit dem „Langen Ernst“ endet ein Kapitel – und vielleicht beginnt damit ein neues für Trieben.
Bilder und Videos: FMT-Pictures - FM
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